
Die Politikwissenschaftlerin Sarah Wolff findet folgende Entwicklung absurd: Frankreich fuße auf einer multikulturellen Gesellschaft – und doch werde Immigration zunehmend nicht mehr als ein Gesellschaftsprojekt betrachtet, sondern nur noch als externe Bedrohung. Dieser Wahlkampf drehe sich um eine Rhetorik, die immer öfter verkenne, dass es sich bei Asyl um ein Menschenrecht handle. Stattdessen werde davon gesprochen wie sehr Flüchtlinge die französische Identität und Bürgerlichkeit bedrohen. Einwanderung, und wie man damit umzugehen habe, sei zum zentralen Thema geworden in diesen Wahlen. Dabei habe Frankreich 2015 nur 74.468 Asylanträge erhalten und Deutschland im Vergleich über 722.000.
Was würde sich also mit Marine Le Pen oder Emmanuel Macron für Flüchtlinge in Frankreich verändern? Le Pen: Die legale Einwanderung soll von 200.000 auf 10.000 Einwanderer pro Jahr begrenzt werden. Es gibt kein Recht mehr auf das Nachrücken von Familienmitgliedern. Das Recht auf französische Staatsbürgerschaft, wenn man im Land geboren ist, wird abgeschafft und nationale Grenzen wieder eingeführt. Macron: Es soll bessere Einrichtungen geben, in denen Flüchtlinge Französisch lernen. Der Prozess beim Antrag auf Asyl wird beschleunigt. Begabte Flüchtlinge können mit sogenannten „Talent Visas“ einreisen. Trotzdem ist Macron für die Stärkung von europäischem Grenzschutz.
Sarah Wolffs Artikel ist äußerst lesenswert, weil er uns aufzeigt, welche Folgen die Wahlentscheidung im realen Leben von Millionen von Franzosen und Einwanderern haben wird.